E-Government: Weniger Bürokratie wagen!

Bildquelle: MKWI

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„E-Government gibt es in Deutschland de facto nicht.“ Mit dieser provokanten Aussage fasst Johannes Ludewig, Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrats,  die Ergebnisse seiner aktuellen Studie zusammen. Was bremst die Digitalisierung und wie können Behörden jetzt handeln? Denkanstöße und Impulse gab der IT-Fachkongress MKWI in Ilmenau.

Noch immer müssen Bürger und Unternehmen meist persönlich im Amt erscheinen, um städtische Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen – lange Wartezeiten inklusive. Vielerorts werden Akten noch geführt wie anno 1990. Höchste Zeit, etwas zu ändern.

E-Government-Initiativen sollen Administration und Services von Behörden umfassend digitalisieren. Bürger könnten dann einfach online ihre Wohnung ummelden oder einen Reisepass beantragen, den aktuellen Status der Bearbeitung einsehen und per Chat den zuständigen Mitarbeiter kontaktieren. Oder an der Verwaltungssteuerung vor Ort direkt mitwirken, beispielsweise an Haushaltsplanung oder städtebaulichen Konzepten.

Auswege aus dem Bürokratie-Dschungel

Beim MKWI wurde klar: Es ist noch ein langer Weg zum flächendeckenden E-Government. Experten aus Forschung und Wirtschaft kritisierten unter anderem die heterogenen Informations- und Kommunikationslandschaften. Diese führten zu isolierten Prozessen und Medienbrüchen. Es gelte stattdessen, eine durchgängig konsolidierte IT-Landschaft zu schaffen. Dazu brauche es organisatorische Veränderungen, eine verstärkte organisationsübergreifende Zusammenarbeit sowie technische Neuerungen. Gewaltige Umstrukturierungen stünden an – die sich nur meistern ließen, wenn sich die Verwaltungen gegenüber Dienstleistern öffnen würden. Gemeinsam müssten Lösungen erarbeitet und Standards geschaffen werden.

Neben technischen und organisatorischen sind aber auch psychologische Hürden zu nehmen. Das Vertrauen der Anwender ist noch wenig ausgeprägt. Die Außendarstellung in sozialen Medien und im Kontext des „Open Government“, also einer transparenten Verwaltungskultur, könnten Akzeptanz und Nutzung von E-Government-Dienstleistungen fördern. Darüber hinaus müssten Behörden und deren Dienstleister mit stärkeren Sicherheitsmechanismen für einen zuverlässigen Datenschutz sorgen.

Krisenkommunikation 2.0

Welche Rolle können soziale Medien für die Verwaltung der Zukunft spielen? Das zeigte in Ilmenau eine Teilkonferenz, die das Elbehochwasser im Jahr 2013 zum Thema hatte. Dort dienten erstmals Web-2.0-Kommunikationskanäle zur Mobilisierung und Koordination freiwilliger Helfer. Studien zeigen: Die Nutzung der Plattformen führte dazu, dass den Betroffenen aktuellere Informationen zur Verfügung standen als über Fernsehen, Radio & Co. Aber es gibt auch Risiken: Vereinzelt traten Ordnungsprobleme auf, manche Helfer ließen sich zu gefährlichen Rettungsaktionen verleiten.

Bürokratie der Zukunft

Die MKWI Ilmenau hat mit neuen Forschungsideen, empirischen Untersuchungen und Pilotprojekten gezeigt, dass die Konzepte funktionieren – aber auch, dass noch viel zu tun ist. Es gibt Wege aus der vermeintlichen Sackgasse „E-Government“. Jetzt gilt es für Behörden und Unternehmen, sie gemeinsam zu beschreiten.

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