Public, Private, Hybrid: Wie kommen Verwaltungen in die Cloud?

Bildquelle: BWI

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Mit traditionellen IT-Strukturen stoßen Verwaltungen immer mehr an ihre Grenzen. Die Lösung liegt in der Cloud, so die Expertenmeinung zur 19. Kongressmesse „Effizienter Staat“ in Berlin. Das Fachforum Privat versus Public: Cloud-Strategien für die öffentliche Verwaltung“ beleuchtete den Weg in die Cloud aus verschiedenen Perspektiven. Vertreter von Dell, der DVZ Datenverarbeitungszentrum Mecklenburg-Vorpommern GmbH (DVZ M-V) sowie Hewlett Packard und Microsoft Deutschland kamen zu Wort.

Verwaltungen müssen sich vor dem Hintergrund knapper Kassen an neue Anwenderbedürfnisse anpassen – und dabei gleich mehrere Hürden nehmen: Datenschutz, Sicherheit und Rechtskonformität sind obligatorisch. Auch müssen die strengen technischen Richtlinien des Bundesamts für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) eingehalten werden.

Für IT-Dienstleister stehen Sicherheit und Rechtverbindlichkeit bei den Verwaltungen an erster Stelle. „Das Internet muss für sensible Applikationen abgeriegelt werden, was die Nutzung kommerzieller Cloud-Angebote erheblich einschränkt“, meint beispielsweise Hubert Ludwig, Geschäftsführer der DVZ M-V. Viele Datenzentralen arbeiten eng mit den Verwaltungen zusammen und wissen, welche Anwendungen benötigt werden. Um Cloud-Angebote vergleichbar zu machen, haben die Datenzentralen in Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern inzwischen Dienstleistungsrichtlinien für die Anwendung von Cloud-Lösungen entwickelt. Eine Analyse bestehender Verwaltungsanwendungen ergab, dass 85 Prozent von ihnen in die Kategorie Private Cloud fallen. Ein 1.000-seitiger Kriterienkatalog erlaubt es nun, bei Ausschreibungen einheitliche Bewertungsstandards für Cloud-Angebote zu nutzen. Mit dem Ziel, diese Standards auch bundesweit umzusetzen, wurden die Cloud-Richtlinien bereits dem IT-Planungsrat vorgestellt. Ein Konsens steht noch aus.

Der Weg zur Cloud ist ein strategischer Prozess

Ist Cloud-IT wirklich einfacher implementiert als ein On-Premise-System? Diese Frage beleuchtete Angelo Comigiello, Senior Solutions Consultant von Dell. „Der Weg zur Cloud bedarf einer strategischen Planung und die Integration sollte immer von allen Seiten betrachtet werden. Das fängt bei Datenschutz und Sicherheit an und reicht über Brandbreite und Backup bis hin zu einzelnen Prozessen.“ Bei knappen finanziellen Ressourcen lohne es sich, die Bandbreite nur an zentralen Punkten zu erhöhen oder in die Jahre gekommene Workflows grundsätzlich zu überdenken. Eine weitere wichtige Frage dabei ist, ob die Cloud-IT selbst entwickelt oder eingekauft werden sollte. Alle Vor- und Nachteile müssen für die Entscheidung auf den Tisch. Für die Cloud-Integration sollten Organisation und Technik eng verzahnt arbeiten.

Hybridsysteme sollen Flexibilität hochhalten

Thomas Margner von Hewlett Packard stellte in seinem Vortrag „IT-Fabrik in der Hybrid-IT“ das hybride IT-Liefermodell vor, was das Unternehmen beispielsweise seit 2010 mit dem IT-Dienstleistungszentrum Berlin für die Berliner Verwaltung umsetzt. Hybrid-IT spaltet die Cloud-IT auf in Core- und Fluid-IT – also einerseits stabile, sichere und wartungsarme Systeme und anderseits agile Anwendungen. Beim Angebot von Hewlett Packard können Verwaltungen beispielsweise vorgefertigte Cloud-Lösungen kaufen und weiter individualisieren. Ein hybrides IT-Liefermodell integriert Services aus verschiedenen Cloud-Modellen, um sie effizient auf die jeweilige Anwendung anzupassen. Kriterien wie Sicherheit, Flexibilität, Skalier- und Anpassbarkeit spielen dabei eine entscheidende Rolle. Den Verwaltungen stellt der Provider sensible Fachanwendungen in der Privat-Cloud – andere in der Public-Cloud – bereit. Dabei kann besonders die Automatisierung Zeit und Geld sparen und Anwendern die Handhabung erleichtern. „Die Meldeanschrift ändern oder das Auto ummelden, dies muss genauso einfach sein, wie online einzukaufen“, betont Margner.

Private Cloud als Katalysator für Innovationen?

Für Thomas Langkabel von Microsoft Deutschland sind innovative Plattformdienste die Zukunft für die öffentliche Verwaltung: „Ob man die Stadtratssitzung mit Media-Screening-Services abhält oder E-Mails abgesichert auf dem mobilen Endgerät empfängt – schon heute können Verwaltungen einzelne Services aus der Private Cloud nutzen, ohne dabei Datenschutz und Datensicherheit zu verletzen.“ Langkabel meint zudem, dass „bereits heute 80 Prozent der Innovationen aus der Public Cloud kommen. Sie werden stückweise auch in die Private Cloud hinüber wandern.“ Über semantische Bildanalysen beispielsweise können Polizeibeamte vor dem Überwachungsmonitor in Echtzeit schnell Unstimmigkeiten finden. Innovative Dienste können aber nicht immer aus der eigenen IT kommen. Es brauche Provider, die die Innovationsprozesse gemeinsam mit Datenzentralen und Verwaltungen gestalten.

Auch die Bundeswehr erwägt die Cloud

Die BWI übernimmt im Auftrag der der Bundeswehr die Aufgabe, die Möglichkeiten des Cloud-Computings zu analysieren und Konzepte für eine mögliche Bundeswehr-Cloud zu entwickeln. Das Ziel dabei: die Lücke zwischen flexiblen, nutzerfreundlichen Anwendungen und den strengen Anforderungen an die IT-Sicherheit zu schließen. Dafür müssen IT-Infrastruktur und Servicemodelle angepasst werden und höchsten Standards entsprechen. Denn eine Cloud ist weniger eine technologische Herausforderung, als vielmehr ein neues Bereitstellungsmodell für IT-Services. Der Erfolg hängt deshalb nicht zuletzt von dem richtigen Management von IT-Services ab.

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